Trainiere dir das Lächeln ab!

Das tönt jetzt vielleicht ein bisschen radikal und unfreundlich, hat aber einen psychologischen Hintergrund, welchen wir in den Kontext der Selbstverteidigung setzen wollen.

Das Lächeln: Ein Signal für Freundlichkeit, Interesse und Freude

BE STRONG: Selbstverteidigung und Fitness für Frauen und Kinder. Selbstverteidigungskurs für Frauen in Zürich Oerlikon. Selbstverteidigungskurse für Frauen und Kinder in Zürich Oerlikon

Wenn wir angelächelt werden, fühlen wir uns willkommen. Wir freuen uns über das Lächeln vom Gegenüber. Und nonverbal wird uns signalisiert, dass unser Verhalten und unsere Anwesenheit erwünscht und gutgeheisst wird.  Mit einem Lächeln billigen wir das erwünschte Verhalten eines Kindes oder eines Erwachsenen. Mit einem Lächeln signalisieren wir, dass das Verhalten uns gefällt.

 

Selbstverteidigung: Grenzen setzen

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In einer Situation in der wir Grenzen setzen, versuchen wir verbal wie nonverbal klar zu signalisieren, dass das Gegenüber mit der Aktivität stoppen soll. Wir signalisieren, dass das Verhalten unerwünscht ist und wir damit nicht einverstanden sind.

 

Das scheint alles ganz logisch soweit, nicht wahr? Doch was sagt die Realität? Wie sieht die Realität der meisten Frauen aus?

 

Die Realität

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Als Kinder wird uns Frauen abgewöhnt, unhöflich zu sein. Es wird uns abgewöhnt, laut zu sein. Es wird uns abgewöhnt zu schlagen. Denn: "Brave Mädchen tun das nicht!"

 

Frauen werden erzogen, nett und freundlich zu sein. Bescheiden und ruhig. Harmonie herzustellen und friedlich zu sein.

 

Alles gut und recht. Der Konflikt ist aber:

  • Wenn deine Bedürfnisse nicht erfüllt werden, ist dir nicht erlaubt, dafür einzustehen, „des lieben Friedens willen“
  • Wenn dich jemand schlecht behandeln, werden wir dazu erzogen, der Harmonie wegen die Handlung schönzureden. „Er hat es nicht so gemeint“ oder „Sieh es doch als Kompliment an, wenn er dir nachpfeift/auf den Hintern klatscht“ oder „So sind Männer halt“ sind Ausreden um einen anbahnenden Konflikt zu beschwichtigen. Sie beschönigen eine Handlung, die eigentlich ausdiskutiert werden sollte.
  • „Steh doch darüber“ ist eine Aufforderung, den Ärger runterzuschlucken statt auszusprechen.

 

Wenn wir also als Mädchen lernen, dass wir nicht

  • für unsere Bedürfnisse nicht artikulieren dürfen
  • für unsere Bedürfnisse nicht einstehen dürfen
  • Konflikte nicht ansprechen dürfen
  • unseren Ärger nicht aussprechen dürfen

suchen wir halt andere Wege, um mit unserem – nun inneren! – Konflikt umzugehen. (Auf die psychischen Leiden wie Borderline, Ritzen etc. will ich hierbei nicht eingehen).

 

Was passiert nun also?

 

Lächeln - das Kompensations-Verhalten bei Konflikten

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Wir beginnen bei inneren Konflikten zu Lächeln. Obwohl wir innerlich schreien möchten. Obwohl wir davon rennen möchten. Obwohl wir um Hilfe schreien möchten. Obwohl wir an einem anderen Ort sein wollen. Obwohl wir die andere Person ohrfeigen möchten.

 

Mit diesem Lächeln versuchen wir

  • Zu deeskalieren
  • Den Aggressor zu besänftigen
  • Und ihn/sie somit dazu zu bewegen, uns nicht zu verletzen bzw. unserem Wunsch nachzukommen
  • ohne/mit möglichst wenig Gefahr uns aus einer Situation zu begeben.

 

Wann das Lächeln fatale Folgen hat

An sich ist am Lächeln als Deeskalations-Verhalten nichts auszusetzen.

 

Das funktioniert aber nur, wenn das Gegenüber dich als „ebenbürtig“ und auf „Augenhöhe“ betrachtet und dich respektiert. Dann hat deine Meinung Gewicht. 

 

Das Problem ist: Bei einem Übergriff ist die Situation asymmetrisch, das bedeutet: Der Aggressor erachtet dich nicht als ebenbürtig – sondern geringer. Du scheinst nicht auf „Augenhöhe“ mit dir zu sein und ihm wenig Risiken auszusetzen. Denn er sucht sich jemanden aus (für seinen Angriff), die ihm wenig Verletzungen/Risiken aussetzt. Also betrachtet er dich als „weniger stark“ oder weniger dominant als sich selber.

 

Was passiert nun, wenn er dich als unterlegen anschaut und du ihn auch noch anlächelst?

 

Frage dich nun:

  • Erkennt er nonverbal, dass du sein Verhalten nicht gutheisst?
  • Meinst du, dein verbales „Nein“ wird durch dein Lächeln neutralisiert?
  • Was hat mehr Wirkung: Verbal oder Nonverbal?

Darum: Sei kongruent in deiner verbalen wie auch nonverbalen Kommunikation. Gewöhne dir das Lächeln bei einem Nein ab. Gewöhne dir das Lächeln ab, wenn du einen Konflikt ansprichst. Gewöhne dir das Lächeln ab, wenn du Kritik aussprichst und jemanden in die Schranken weist. Somit gibst du deinem Bedürfnis das Gewicht und den Raum, den es verdient. Lächle dein Problem nicht klein.

 

Getraue dich, ernst, selbstbewusst, ärgerlich, bestimmt zu schauen. Traue dich, nicht gemocht zu werden und dafür deinen Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen. Du bist es wert, für dich selber einzustehen.