Die Bedeutung von Situationsbewusstsein in der Selbstverteidigung

Viele Frauen meinen, Selbstverteidigung sei das Schlagen und Treten in einer Notsituation. Was natürlich auch stimmt. Doch Selbstverteidigung beginnt schon viel früher.

 

Und zwar beginnt es mit: der Achtsamkeit. Toll, dass dieses omnipräsente Thema auch in der Selbstverteidigung Zugang findet. Denn sich bewusst zu sein,

  • wo du dich gerade
  • mit wem befindest
  • was gerade passiert
  • spüren ob dir das gefällt oder nicht
  • und zu sehen, wer oder was sonst noch alles da ist

 

kann dir helfen, gar nicht erst in heikle Situationen reinzukommen und auch schneller wieder rauszukommen.

 

Lass mich mal unterschiedliche Verhalten plastisch aufzeigen

BE STRONG: Selbstverteidigung und Fitness für Frauen und Kinder. Selbstverteidigungskurs für Frauen in Zürich Oerlikon. Selbstbewusster werden dank BE STRONG.

Variante A: Unachtsames Verhalten, das tendenziell zu heiklen Situationen führen kann.

 

Katrin freut sich auf den Freitag Abend. Schliesslich ist Wochenende und sie hat mit Freundinnen zum Tanzen abgemacht. Zuerst wollen sie etwas trinken gehen (das Wochenende «einläuten») und danach gehen sie in ihren Lieblings-Club. Sie war schon länger nicht mehr im Ausgang und freut sich deswegen umso mehr. 

 

Nach dem Feierabend fährt sie nach Hause und macht sich nach dem Essen bereit für das Treffen. Sie will sich hübsch machen und zieht deswegen ihre neuen heissen High Heels an. Zwar kann sie nicht so gut damit laufen, aber das nimmt sie in Kauf. Flache Schuhe haben dabei keinen Platz mehr in der winzigen Handtasche und deswegen lässt sie diese Zuhause.

 

Um schon mal in Stimmung zu kommen, wird zuhause bereits eine Prosecco-Flasche geöffnet und während des Umziehens konsumiert.

Auf dem Weg in die Stadt hört Karin schon mal laut ihre Lieblingsmusik mit ihren Kopfhörern. Ausserdem scrollt sie vertieft auf den sozialen Medien herum und postet dabei auch einen aktuellen Status mit Foto.

 

In der Bar trifft sie auf ihre Freundinnen und genehmigt sich noch mehr Drinks «zum warm» werden. Sie wird immer lockerer und mit steigendem Alkoholgehalt sinkt leider die Aufmerksamkeit.

 

Im Club ist sie gut gelaunt und bestellt einen Cocktail, welchen sie während des Tanzens an der Bar auch stehen lässt. Nach dem Tanzen geht sie zurück an die Bar zu ihrem Drink und trinkt daraus. Ihre Freundinnen hat sie ein bisschen aus den Augen verloren, sie haben sich im Club verteilt

 

Was ist bei diesem Verhalten riskant?

Meine Frage:

Was sind alles Risikofaktoren? Wo könnte man ein Risiko minimieren?

 

Ich möchte betonen, dass Katrin nicht «selber Schuld» ist, sondern mir geht es nur darum aufzuzeigen, wo ein Risiko (ob Mann oder Frau) erhöht sein könnte – und wo nicht.

  

BE STRONG: Selbstverteidigung und Fitness für Frauen und Kinder. Selbstverteidigungskurs für Frauen in Zürich Oerlikon. Selbstbewusster werden dank BE STRONG.

Variante B: weniger risikoreich.

 

Karin hat mit ihren Freundinnen am Freitag Abend abgemacht. Als sie zuhause ist, macht sie sich für das Treffen bereit. Sie hat gegessen und genug getrunken, auf Alkohol hat sie verzichtet, da sie annimmt, später ja sowieso zu trinken.

 

Sie überlegt sich:

  • nehme ich die High Heels und nehme dafür eine grössere Tasche, wo meine flachen Ballerinas auch Platz haben?
  • Oder nehme ich flachere Schuhe, in denen ich auch gut gehen kann?

Sie entscheidet sich für die flacheren Schuhe, da sie ja auch bequem tanzen möchte.

 

Im Zug hört sie Musik, aber nur so laut, dass sie die Umgebungsgeräusche immer noch gut wahrnehmen kann. Während sie auf den sozialen Medien surft, hat sie die Umgebung aber immer noch gut im Blick und kann auch hören, was rundherum passiert.

 

Sie macht zwar ein Foto von sich, beschliesst aber, das zeitversetzt zu posten und nicht zu schreiben, wo sie sich gerade befindet. Muss ja auch nicht jeder wissen, wo sie steckt, schliesslich sind die sozialen Medien öffentlich zugänglich.

 

In der Bar genehmigt sie sich einen Drink und wechselt danach auf die leckeren Mocktails, also Cocktails ohne Alkohol. Sie möchte gerne noch «Herrin» über ihre Sinne bleiben und weiss, wie sehr Alkohol die Sinneswahrnehmung und Urteilsfähigkeit einschränken kann.

 

Im Club angekommen bestellt sie sich einen Cocktail, welchen sie aber nie unbeaufsichtigt lässt. Sie überlegt sich sogar, eher ein Getränk in der Flasche zu bestellen, weil das Risiko, dass man ihr dort KO-Tropfen reinfüllt, geringer ist.

 

Den Cocktail bestellt sie doch und behält ihn aber gut im Auge. Sie geht tanzen, aber erst wenn der Drink leer ist. Wer weiss, was in der Zwischenzeit nämlich mit ihrem Drink passiert ist.

 

Ihre Freundinnen und sie haben auch vereinbart, dass sie sich nicht trennen und gut aufeinander aufpassen. Sollte eine von ihnen sich komisch benehmen oder ohnmächtig werden, werden sie sich gleich umeinander kümmern.

 

 

Sie gehen auch gemeinsam nach Hause bzw. begleiten einander zumindest telefonisch – und informieren sich, wenn sie gut nach Hause gekommen sind. 

 

Was ist bei dieser Variante sicherer? Und warum?

Mir ist es wichtig zu betonen: Es kann jede/n treffen. Nur weil frau High Heels anzieht, ist das noch lange kein Freipass um sie zu belästigen. Alkoholisiert zu sein ist kein Freipass für einen Übergriff. Egal ob Männer oder Frauen davon betroffen sind. 

 

Das Bewusstsein von riskanten Situationen hilft dir

  • Risiken besser einzuschätzen
  • nötigenfalls Gegenmassnahmen zu ergreifen oder
  • solche Situationen zu entschärfen oder ganz zu meiden.

Es ist ratsam, in Gruppen unterwegs zu sein - und aufeinander aufzupassen. So verringerst du das Risiko eines Übergriffs und die Gruppe kann sich besser wehren. 

 

Es ist sinnvoll, seine Sinne so lange wie möglich "beieinander" zu haben. Alkohol und andere Drogen verleiten einen leider zu unguten Entscheidungen - und die Wehrhaftigkeit im Falle eines Notfalls ist leider auch reduziert. Keine Selbstverteidigung nützt, wenn du zu betrunken bist um zu treffen...